Die Geschichte des Klosters Amtenhausen
Das Benediktinerinnen-Kloser Amtenhausen geht auf eine Gründung des Klosters St. Georgen zu Beginn des 12. Jahrhunderts zurück. Der dortige Frauenkonvent siedelte auf Initiative des St. Georgener Abts in das Amtenhauser Tal um. Die Grundsteinlegung erfolgte im Jahr 1102. 1113 konnte der Konstanzer Bischof das Kloster einweihen. Das Amtenhauser Tal gehörte im 12. Jahrhundert zum Einflussbereich der Herren von Wartenberg. Die Gründung des Klosters konnte folglich nur mit Zustimmung dieses Adelsgeschlechts erfolgen. Die Wartenberger erlangten die Vogtei über das Kloster Amtenhausen, welches ihnen zugleich als Grablege diente. Bis ins 14. Jahrhundert unterstand Amtenhausen zudem einer starken Kontrolle des Mutterklosters St. Georgen. Päpstliche Bestätigungsurkunden von 1129 und 1179 nennen unter den übrigen Besitzungen von St. Georgen auch die "cellam Ambtenhusen". Im Laufe des Spätmittelalters konnte Amtenhausen dann allerdings eine weitgehende Selbständigkeit erreichen. Die Fürstenberger als Erben der Wartburger drängten den Einfluss St. Georgens immer weiter zurück und versuchten, den Abt in weltlichen Dingen auszuschalten. Allerdings blieb die Funktion des Mutterklosters als Visitator unangetastet. Ein Prior, als Vertreter des Abts von St. Georgen, sorgte auch in der frühen Neuzeit für die geistliche Betreuung des Frauenklosters. Der Abt hatte zudem die Aufsicht über die Klosterzucht inne. Im 14. Jahrhundert gelang es den Fürstenbergern, Einfluss auf die Wirtschaftsführung des Klosters zu gewinnen. Sie machten Rechtsgeschäfte der klösterlichen Organe von ihrer Zustimmung abhängig. Ein von Fürstenberg im Benehmen mit der Meisterin bzw. der Äbtissin bestellter und besoldeter Verwalter - der Propst - kümmerte sich um die weltlichen Angelegenheiten und um die wirtschaftlichen Belange des Klosters. Außerdem vertrat der Propst das Kloster in rechtlichen Dingen. Dem Haus Fürstenberg gelang es, die Vogtei über das Kloster allmählich zur Landesherrschaft auszubauen. Fürstenberg nahm seit dem 16. Jahrhundert über die rein vogteilichen Rechte hinaus alle hoheitlichen Funktionen für sich in Anspruch: Amtenhausen wurde landständisch und unterstand der Landeshoheit Fürstenbergs. Die Schwerpunkte des klösterlichen Grundbesitzes lagen in unmittelbarer Nähe des Klosters, in der Baar. Darüber hinaus besaß Amtenhausen Grund und Boden und daraus fließende Einkünfte und Rechte der Umgebung des Klosters St. Georgens sowie im Bodenseeraum und im Hegau. Der Besitz in unmittelbarer Nähe des Klosters unterstand der Verwaltung durch die Schaffnei zu Amtenhausen. Das Anniversarbuch zählt all jene Personen auf, die im Laufe des Jahrhunderts das Kloster Amtenhausen mit Zuwendungen durch Jahrtagsstiftungen ebenso wie Schenkungen bedachten. Unter den Stiftern und Wohltätern des Klosters finden sich Angehörige der Adelshäuser Wartenberg, Fürstenberg, Lupfen und Reischach.
Die Selige Beatrix
Über das Leben und Wirken der Klosterfrau weiß man nicht allzu viel. In der Vita des St. Georgener Abts Theogeri wird berichtet: "Bald nach der Einweihung des Klosters trat in Amtenhausen eine schwäbische Jungfrau namens Beatrix ein. Sie hatte schon früh Vater und Mutter verloren, dachte aber zunächst nicht daran, ihr Leben in einem Kloster Gott zu weihen. Gott wollte es jedoch anders. Er fügte es, dass Beatrix, als sie nach langem Hin und Her bei den frommen Frauen im Kloster eingetreten war, nach dem geistlichen Leben ein so großes Verlagen zeigte und in dem heiligen Orden so eifrig lebte, dass sie nach vierjährigem Klosterleben die höchste Stufe der Vollkommenheit erreichte."
Aufgeführt ist außerdem, dass Beatrix Heilungen vollbracht haben soll. Als sie am 01.01.1111 verstarb, empfing sie von Abt Theoger die heilige Wegzehrung. Zunächst sollte die Verstorbene nach St. Georgen überführt werden. Abt Theoger hat jedoch angeordnet, sie in Amtenhausen beizusetzen, was in der Eingangshalle der Klosterkirche erfolgt sein soll. Das Haus Fürstenberg ließ auf dem ehemaligen Klostergelände ein Gedenkkreuz mit dem Bild der Klosterfrau errichten, welches am 13. November 1960 vom Erzbischof Hermann Schäufele eingeweiht wurde. Jedes Jahr am Muttertag pilgern die Gläubigen der Seelsorgeeinheit St. Stebastian zu einer Maiandacht an die Gedenkstätte.
Das Leben der Klosterfrauen in Amtenhausen
An der Spitze des Konvents stand als Vorsteherin eine sogenannte Meisterin. 1682 wurde mit Gerturd Weißmann erstmal eine Äbtissin gewählt. Viele Nonnen waren adliger Herkunft, allerdings nahm der Anteil der aus dem regionalen Adel stammenden Mitglieder im Laufe der frühen Neuzeit deutlich ab. Der Konvent scheint bereits kurz nach der Gründung recht groß gewesen zu sein. Die Vita Theogeri berichtet: "Die Zahl der Nonnen von Amtenhausen habe schon zur Zeit des St. Georgener Abtes Theoger gegen 100 betragen." Schon bald nach seiner Gründung konnten Amtenhausen Nonnen zur Tochtergründung nach Friedenweiler und Urspring entsenden. Im Jahr 1738 nahmen noch 22 Nonnen an der Wahl zur Äbtissin teil, 1796 waren es nur noch 16. Die Konventmitglieder beschäftigen sich mit der Herstellung von Paramenten sowie mit der Produktion von Kerzen und mit der Hostienbäckerei für die umliegenden Pfarreien. Wir stoßen im Mittelalter auf das Patrozinium des heiligen Sebastian, welcher auch heute Namensgeber der Seelsorgeeinheit Immendingen - Möhringen ist. Die Kriege des 17. und 18. Jahrhunderts brachten Not und Bedrückung über die Klosterfrauen. Im 30-jährigen Krieg verwüsteten die Schweden das Kloster. Die Nonnen flohen 1632 nach Villingen, Engen, Öhningen und in die Schweiz. Nach Ende der Kriegswirren kehrten schließlich fünf Schwestern nach Amtenhausen zurück. Die 1651 zur Meisterin gewählte Anna Scholastika Zoller versuchte, das schwer in Mitleidenschaft gezogene Kloster wiederherzustellen. Im Spanischen Erbfolgekrieg 1704 sowie während des ersten und Zweiten Koalitionskrieges litt das Kloster unter Plünderungen, Einquartierungen und Requisitionen französischer Truppen.
Die Säkularisation und das Ende des Klosters Amtenhausen
Zum Zuge der Säkularisation 1803 fiel das Kloster Amtenhausen an das Haus Fürstenberg. Bereits Ende November 1802 nahm der fürstenbergische Hofrat Schanz das Kloster der Fürstenberger offiziell in Besitz. Zum Zeitpunkt der Säkularisation 1803 befanden sich, unter der Führung der letzten Äbtissin Kunigundis I. Schilling, 16 Klosterfrauen, zehn Laienschwestern und drei Kandidatinnen, die noch nicht in das Noviziat aufgenommen waren, im Kloster. Das Haus Fürstenberg gestand den Nonnen, die weiterhin im Kloster verbleiben durften, einen jährlichen Unterhaltsbeitrag zu. Bis zum Juni 1809 waren bereits acht Benekitinerinnen verstorben und 1842 lebten nur noch drei Schwestern. Die zuletzt verbleibende Nonne Agatha Krebser verließ schließlich Amtenhausen und zog zu ihrem in Oberschwaben lebenden Bruder. Im Jahre 1850 ordnete das Erzbistum Freiburg die Exsekration der Klosterkirche an und unmittelbar danach erfolgte der Abbruch des Gebäudes. Auch der erst 1786 neu errichtete Konventbau wurde abgerissen. Nur das Verwaltungsgebäude blieb stehen und diente später als Förster- bzw. Pächterwohnung.
Die Kirchenausstattung wurde in alle Winde verstreut. Der 1688 von Johann Pöllandt geschaffene Hochaltar gelangte zusammen mit zwei Seitenaltären nach Emmingen, weitere Seitenältäre kamen nach Immendingen, Zimmern und Aasen. Die Silbermann-Orgel erhielt Neudingen, wo sie später verbrannte. Skulputuren und liturgische Geräte gelangen nach Villingen, Rottweil, Engen, Immendingen und Zimmern. An das Beneditinerinnen-Kloster Amtenhausen erinnert heute nur noch das ehemalige Prioratsgebäude, welches inzwischen im Privatbesitz ist, sowie das 1960 errichtete Gedenkkreuz mit Bildstock.
Entnommen den Aufzeichnungen des Kreisarchivars Dr. Hans-Joachim Schuster und dem Historiker Franz Dreyer